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Angerburger Zimmer in Rotenburg/Wümme
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Ostdeutsche Textilien in Heimatstuben 2008
Katalog Viele der in ostdeutschen Heimatstuben gezeigten Stoffobjekte setzen eine Kenntnis des Betrachters voraus, die einen Zusammenhang mit dem Fluchtgeschehen herstellt, ohne dass er bzw. sie mit der Nase darauf gestossen werden muss. So in etwa vermeidet der/die HeimatstubenbetreuerIn die Restigmatisierung bzw. Retraumatisierung des Betrachters; und eventuell auch die eigene. Man kann an die Flucht denken oder auch nicht. Allerdings sind häufig auch andere Utensilien in unmittelbarer Nachbarschaft gezeigt, die von dem Thema wegführen oder auch nicht. Alles was mit langen beschwerlichen Reisen zu tun hat, zum Beispiel Gefässe für Schmalz, Saftflaschen, Decken, Fluchtpelze, Pferdewagen, Bettsäcke. In diesem Zusammenhang verstehen sich Handtücher und Handschuhe. Diese Objekte sind auf den ersten Blick nur in volkskundlichem Zusammenhang gebracht, zeigen aber der vorbereiteten Klientel immer den Subtext.
Nebenbei bemerkt: in der konzentrierten Handarbeit vergisst man jedes schreckliche Ereignis besonders gut. Handarbeiten beruhigt, genau wie Beten. Noch die Grünen Abgeordneten strickten aus diesen Gründen im bundesdeutschen Parlament. Man kann aber davon ausgehen , dass keiner der NS-Spitzenpolitiker selbst gehandarbeitet hat, sonst hätten sie womöglich nie aufregende Verbrechen begangen.
Doch im Ernst: Einige der Stücke repräsentieren die Frauen in ihrer gesamten Existenz, die Webereien werden Beweisstück der Kreativität und der intakten Familienverhältnisse der Spenderin. Auch die Mutter Tochter Beziehung, welche durch die Fluchterlebnisse nachhaltig beeinträchtigt worden sein konnte, wird hier beschworen. Die Mutter webte die Aussteuer für ihre Tochter, die wieder eine Tochter haben sollte. Noch in dem Trauergebet von Ernst Wiechert: .. Liebe Mutter Maria web für uns ..."wird die überwirkliche Symbolkraft des Webens deutlich. Diese Kette brach nach meiner Ansicht vor gar nicht langer Zeit ab mit der Verbreitung der Antibabypille, spät - aber doch
Die Beschriftung für Nichtbetroffene und besonders unsere Jugendlichen mit Migrationshintergrund sollte heute mehr bieten. Dabei wird die Demütigung der Flüchtlinge im Nachhinein zwar noch einmal betont. Im Sinne von :wir haben keine grossartigen volkskundlichen Objekte mitgebracht, sondern das Handtuch war unter dem wenigen, was wir gerettet haben.( die Handtüchermit welchen wir Blut gestillt habe, zeigen wir nicht, der realitätsnahen Beschriftung sind kaum Grenzen gesetzt. Und diese Aufklärung über die Entstehungszeit, Anreiz zur Weiterbeschäftigung, Einreihung in Zusammenhänge sollten meiner Meinung nach aber nicht effekthascherisch mit dem Grauen arbeiten, sondern einen Mittelweg finden.
Der Turnbeutel aus Danzig zum Beispiel ? Dieses Objekt der Alltagskultur betrifft auch das gender-Thema weiblicher Körper und das Training.Das kann man leicht auf die FitnesCenter Schiene bringen.
Die Kinderrucksäcke können zu den Kindertraumata führen. Der Besucher fragt sich zum Beispiel: Mit welchen Rucksäcken kommen heute Kinder an ? Mögliche Antwort "Ich nehme an, ohne Rucksack, im Zeitalter der Plastiktüte."
Parallel geht es auch um den Umgang mit Kindern in Katastrophensituationen, der Rucksack wird zum Beweisstück der Mutter für die Sorgfalt und ihre Umsicht, mit der die Flucht wie eine Wanderung vorbereitet wurde. Ein Kind auf der Flucht 1945 musste damit rechnen, zu Fuss zu gehen.Das hört sich harmlos an. Aber die Realität sah doch anders aus, und jeder Ausstellungsbesucher, welcher einen Kinderrucksack sieht, weiss das. Nach den TV-Filmen Die Flucht und Die Gustloff

Webschule Lyck und das Handgewebte : In den dreissiger Jahren hatte nur die wohlhabenden Bauerntöchter die Zeit zu weben und eine Aussteuer herzustellen. Arbeitertöchter nicht. Die Flüchtlingsarbeitertochter erkennt vermutlich das Zeichen der Herrschaft in dem Ausstellungsstück. Vielleicht gibt es aus dem Grund so wenig Bedarf der Heimatkreismitglieder in die Heimatstube zu gehen, weil sich die Heimatkreisvertreter dort in ihrer Klasse ausgiebig darstellen.
Stricken im Lager in Dänemark 1945
(...)Der Welt draußen trotzen
Horst Schulz ist in den Foren nicht unterwegs, und auch dass seine Technik inzwischen "schulzen" genannt wird, beeindruckt ihn wenig. Für Virtuelles ist kein Platz in seiner konservativen Welt, in der es noch Empfänge und "Fräuleins" gibt, in der Männer logische Strickmuster besser begreifen als Frauen und in der er keine Migranten mit schlechten Deutschkenntnissen wie in seiner Nachbarschaft haben will. "Ich versteh draußen ja gar nix mehr. Ich mache mich zu, wenn ich da raus muss", sagt Schulz und nickt in Richtung Wohnungstür.

So trotzt er strickend in seiner musealen Festung der Welt draußen. Bekannt wurde er mit seiner Kunst erst in der zweiten Hälfte seines Lebens, denn fast ein halbes Jahrhundert nahm er keine Nadeln in die Hand, zu viel hatte er als Junge im Auffanglager gestrickt. Geboren 1933 im damaligen Westpreußen, flieht er mit seiner Familie 1945 zunächst nach Dänemark und verbringt dort vier Jahre in einem Flüchtlingslager. "Alles war grau in grau, aber eines Tages seh ich da eine gestrickte Decke, die zum Trocknen aufgespannt war. Das war Wahnsinn", erzählt Horst Schulz. Eine alte Frau bringt ihm bei, Jutesäcke aufzutrennen und mit den rauen Fäden zu stricken. Mehr als 30 Decken mit den schwierigsten Mustern strickt er mit Drähten als Nadeln. Eine dieser Tischdecken ist heute im Museum für europäische Kulturen in Dahlem ausgestellt. Zum Thema "Stunde null" gab es dort vor einigen Jahren eine Ausstellung, in der Biografien mit Ausstellungsstücken verknüpft wurden. Das Stück von Schulz ist dann in die Dauerausstellung übergegangen. Fragt man die Kuratorin Dagmar Neuland nach einer Decke aus einem dänischen Auffanglager, sagt sie sofort: "Ach die von Horst Schulz, der ist ein Original. Das Besondere bei ihm ist, dass er seine Technik von damals weiterentwickelt hat." In :http://www.taz.de/1/berlin/artikel/1/muschelmuster-ueber-neukoelln/

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