Vergewaltigung

In: Dokumentation der Vertreibung der Deutschen aus Ost-Mitteleuropa 1Die Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus den Gebieten östlich de Oder-Neiße Band 1 Bundesministerium für Vertriebene (Hg.)München 1984 (Unveränderter Nachdruck der Ausgabe von 1954)

Nr. 198
Erlebnisbericht der Ehefrau M.N. aus Bärwalde, Kreis Neustettin i.Pommern Original 15. Juli 1952 13 S.Teilabdruck
Schweres Schicksal einer Frau ach dem russischen Einmarsch. Zustände unter Russen und Polen in Bärwalde bis zum November 1945
Vfn. schildert eingangs, dass sie sich trotz der ständig zunehmenden Gefahr ihrer Kinder wegen entschloß in Bärwalde zu bleiben und mit ihrer Familie in einem Bunker die Ankunft der Russen zu erwarten
Am Sonntag , dem 4. März wurde mittags der Beschuß schwächer. Die SS-Einheit, welche zuletzt im Lucknitzer Busch gekämpft hatte , hatte sich zurückgezogen und die Rote Armee die Stadt besetzt. Diese muß auch wohl mein Mann , der direkt vor dem Bunkereingang saß, wahrgenommen haben, auch daß man uns entdeckt hatte; denn er wurde stark nervös und bestand darauf, wir müssen uns ergeben, wozu er von mit ein weißes Tuch verlangte. Ch weinte und wollte es ihm nicht geben, da ich um sein Leben fürchtete. Mein Mann machte mir Vorwürfe, daß ich es wäre, die als erste die Nerven verliere, und dabei hätte er gerade von mir am meisten erwartet, daß ich tapfer wäre. Da riß ich mich zusammen, und gab ihm das Tuch. Darauf ging mein Mann mit zwei Polen aus dem Bunker raus, kam nach kurzer Zeit zurück, alle drei waren ihre Uhren los und hatten Befehl, uns alle aus dem Bunker zu holen.Wir begaben uns auch alle raus und bekamen nach dem üblichen Ruf "Urri, Urri" Befehl, uns aufzustellen und zum Kommandanten zu gehen. Wir baten, unsere Sachen mitnehmen zu dürfen, das wurde uns erlaubt, und jetzt sollten wir nicht zum Kommandanten, sondern in unserer Häuser. Begleitet wurden wir von russischer Feldgendarmerie.

Unterwegs begegnetet uns russische Kavallerie, alles Mongolen und Asiaten, sahen furchtbar aus, und unsere Angst wurde immer größter. Zwei Feldgendarmen begleiteten uns, meine Schwester und Kinder , in unser Haus. Der eine gab uns Erwachsenen aus seiner Feldflasche gleich Wodka, jeder mußte zwei Gläser trinken. Dann bekam jeder ein Stück Wurst, und wir mußten essen, trotzdem wir keine Appetit hatten. Wir freuten uns, daß sie so freundlich waren, und ahnten nicht das Ende .

Darauf forderte mein Mann mich auf, mit zum Bunker zu kommen, um den Rest unserer Sachen zu holen. Mein Schwester bat mitzugehen, um nicht mit den Kinder und den Soldaten allein im Haus bleiben zu brauchen. Darüber war mein Mann zufrieden. Denn beide glaubten, ich würde besser mit den Gendarmen auskommen. Meine Schwester war nämlich sehr ängstlich. Sie stellte ihren Koffer in mein Zimmer und bar achtzugeben. .

Als beide das Haus verlassen hatten, wurde ich erstmals von den beiden russischen Schweinen vergewaltigt. Danach öffnete der eine meiner Schwester Koffer, und meines Schwagers goldene Uhr, welche obenauf lag, wanderte in seine Tasche, und ich bekam zum erstenmal die Pistole auf die Brust gedrückt.

Dann kamen meine Lieben zurück, mein Mann so weiß wie Kalk an der Wand, meine Schwester wie mit Blut übergossen. Aber sie war dem entgangen, was ich schon hinter mir hatte, wozu man sie auch hatte im Bunker zwingen wollen, wo aber meine Mann zukam. Und jetzt wurde sie das Opfer dieser tausendmal verfluchten Feldgendarmerie.Darauf ging der reine fort, der andere stellte sich vor unser Haus und rief den fortwährend vorbeikommenden russischen Truppen zu, worauf mehrmals Horden von sieben bis zehn Mann kamen, und meine Schwester wurde auf einer Seite meiner Wohnung im Beisein ihrer siebenjährigen Tochter, ich auf der anderen Seite i m Beisein der beiden anderen Kinder und meines Mannes, welchem man eine brennende Kerze in die Hand gedrückt hatte, unter viel Weinen und Schreien vergewaltigt.

Die Bestien standen bei uns an. Der Feldgendarm hielt während dieser Zeit die Haustür zu. Dieses sah ich als ich einmal früher frei war als meine Schwester. Diese sowie ihre Tochter schrien einmal ganz unnatürlich, da dachte ich man macht sie tot, wollte zu ihnen hinüber, da kam der Gendarm, die Bestie in unser Zimmer gestürzt und schlug meinen Mann mit dem Gewehr zu Boden. Ilschen warf sich weinend auf meinen Mann,, und der Junge und ich hielten dem Gendarm weinend den Arm fest, sonst hätte er wohl meinen Mann gleich erschlagen .

Als wir nach diesem eine kleine Ruhepause hatten und mein Mann wieder zu sich gekommen war, kam meine Schwester zu uns rüber und bat meinen Mann weidend ihr zu helfen, und frug: "Karl, was soll hieraus bloß werden?" Mein Mann sagte: "Ich kann Euch nicht helfen, Ihr seht, wir sind Horden aber keinen Soldaten in die Hände gefallen, sie sind alle sinnlos betrunken. " Ich sagte "Karl muß sich verstecken, sonst schlagen sie ihn tot, man hat ihn schon halbtot geschlagen" Darauf wollte sich mein Mann auch verstecken, aber Grete hielt ihn zurück und bat ihn, doch an ihre armen Kinder zu denken. Darauf erwiderte mein Mann: "Grete, ich kann Euch allen nicht helfen, aber ich bleibe bei Euch, das einzigste wäre, wir verstecken uns alle, wir gehen auf den Heuboden." .

Gesagt, getan, Aber wir waren noch nicht ganz oben, da waren wieder drei Mann da, und da Schnee lag, fanden sie sofort durch dir Spur, die wir hinterließen.Wir mußten wieder runter, die beiden kleinen Mädchen wurden geküßt und ihre Mutter wieder gebraucht. Sie weinte mit ihren Kinder herzzebrechend .Sie rief verzweifelt: "O Gott, o Gott, wie soll diese werden. " Darauf meine Mann "Mich schlagen sie tot, Euch machen sie tot, und was aus den Kindern wird, könnt ihr Euch denken." .

Mein Mann meinte dann auch, das Verstecken hat keine Zweck, wir haben gar keine Zeit dazu. Ich sagte darauf: "Geht alle rauf, ich schließe die Tür ab, dann müssen sie sie erst aufbrechen, " und hoffte, dadurch Zeit zu gewinnen, hatte aber in der Aufregung vergessen, daß unserer Hoftore aufgebrochen waren, denn die hatten wir ständig verschlossen.Wir waren knapp oben, da kam schreiend und johlend wieder ein Meute auf den Hof, schossen wie wahnsinnig auf den Boden und kamen dann rauf. Es war inzwischen schon dunkel geworden, die hatten Taschenlampen. Es waren Zivilpersonen und Militär mit eckigen Mützen und Pompom .

Was jetzt kam, sträubt sich die Feder, es zu schreiben. Der Schluß war, wir wurden alle gehenkt mit Ausnahme der beiden Kleinen, die hat man mit dem Strick erdrosselt. Später sagten mir alle, die bei Hackbarths im Keller in der Polziner Straße saßen, daß man unser unnatürliches Schreien weit gehört, auch im Keller gehört habe, aber niemand hatte Mut zum Kommen, jeder kämpfte zur selben Zeit selbst um seine Leben. .

Trotzdem ich auf dem Boden bei meinen Angehörigen war, wußte ich doch nicht, welches Schicksal sie hatten, wenn ich auch ahnte, was geschehen war. Genaueres wußte ich nicht. Denn mich selbst hatte man auf den Boden geworfen, auf den Kopf geschlagen und vergewaltigt, danach gehenkt. Ich war sofort besinnungslos. .

Später hörte ich Stimmen ich lag auf dem Boden, vier Mann knieten bei mir und sagten. "Frau komm!" Al sich aufstehen wollte fiel ich wieder hin. Später war ich auf dem Hof, zwei Mann hielten mich, man brachte ich ins Zimmer, legte mich aufs Bett, einer der vier Mann (ein Zivilist, Pole) bliebe bei mir und fragte: "Frau, wer gemacht?" ich sagte: "die Russen" Da schlug er mich wieder und sagte, "Russen gute Soldaten", deutsche SS Schweine hängen Frauen und Kinder." Da bekam ich einen Schreikrampf, es war unmöglich, zu weinen aufzuhören. Da kamen die andern drei wieder herein, als sie mich sahen, verließen sie meine Wohnung.

Bald darauf kam ein Russe mit Peitsche rein, schrie mich immer an, wahrscheinlich wollte ich still sein, leider konnte ich nicht. Da gab er mir mit der Peitsche einen Schlag und schlug danach immerzu aufs Bett neben mir. Als auch das nichts half verließ er mein Haus. (Mord ist in den anderen Berichten die Folge, hier nicht. Der Tod geht immer an ihr vorbei, das macht es so intensiv. Es ist eine Rettungsgeschichte. Das Schreien (und das Singen etc. in den anderen Geschichten) regt normalerweise Hilfe an und schafft positiven Kontakt. Die Frau hat keine Rachegedanken. Es ist ein hin und hergehen zwischen dem Täter als Mensch und dem Täter als Unmensch , DG) .

Ich hörten dann Stimmen vor dem Haus und bekam eine so furchtbare Angst wie noch nie zuvor und nachdem. In meiner Todesangst lief ich in den Gänsebach neben meinem Garten. Ich wollte mich ertränken, hab lange lange gebraucht, bis ich ohnmächtig wurde. Aber auch hier war mein Leben noch nicht zu Ende Wie alles gekommen ist, weiß ich bis heute noch nicht. Jedenfalls hat mich jemand rausgeholt aus dem Bach. Denn ich kam später zu mir und lag in Fräulein Bauch ihrem Zimmer bei Kaufmann Schmechel am Erdboden. Mich fror ganz gottserbärmlich ,denn Fenster und Türen waren nicht da oder kaputt und die nassen Sachen, dazu nacht 4. bis 5. März mit Eis und Schnee. .

Mit der Zeit sah ich , daß ein Bett im Zimmer war, dahinein legte ich mich und glaubte allein im Zimmer zu sein. Aber jetzt sah ich, daß jemand am Tisch gesessen hatte und aufgestanden war und am mein Bett kam und o Schreck, es war in Russe.Da stand mit einem mal meine ganzes Elend wieder vor meine Augen. Ich schrie wieder und bat, er möchte mich erschießen. Er leuchtete mir mit der Taschenlampe ins Gesicht, zog meinen Mantel aus, zeigte auf seine Orden und sagte mir, er wäre Oberleutnant, und ich brauchte keine Angst zu haben. .

Er nahm von der Wand ein Handtuch und fing an mich trocken zu reiben. Als er meine Hals sah, welcher von der Schnur durchschnitten war, frug er mich. "Wer gemacht?" Ich sagte. "Die Russen". - - "Ja, ja", sagte er das Bolschewiken waren, jetzt noch Bolschewiken, jetzt Weißrussen, Weißrussen gut. "Dann schnitt er mit dem Bajonett meinen Schlüpfer vom Körper, wobei ich wiederum mein Leben aufgab, denn man weiß ja nie, was kommt. Rieb auch meine Beine trocken, aber ich fror und wußte nicht wo ich vor Frost hinsollte. Danach zog er nur meinen Ring ab und steckt ihn ein, frug wo mein Mann ist - und vergewaltigte mich dann trotz meines elenden Zustandes auch noch. Danach versprach er, mir einen deutschen Mediziner zu schicken. Da freut ich mich sehr, aber ich hatte vergessen ,daß gar kein deutscher Arzt mehr am Orte war. .

Kurze Zeit, nachdem er gegangen war, erschienen vier ungefähr 18- bis 20 jährige Russen, total betrunken, rissen mich aus dem Bett und vergewaltigten mich auf unnormale Art wieder Als ich aber bei meinem elenden Zustand dazu nicht mehr in der Lage war und vor dem Bett hinfiel, wurde ich mit Stiefeln bearbeitet, wo es gerade hintraf, ich wurde wieder ohnmächtigAls ich wieder zu mir kam ging ich wieder ins Bett. Danach kamen nochmal zwei solcher Strolche, aber es war nutzlos, denn ich war mehr tot als lebend. Da habe ich kennengelernt was ein Mensch aushalten kann, ich konnte nicht mehr sprechen, nicht mehr weinen, ja, nicht einmal mehr einen Laut von mir geben. Nachdem sie mich dann auch noch schlugen, was ich aber nicht mehr fühlte, da ich fast ohne Gefühl geworden war, gingen sie wieder fort. Ich bin vor Erschöpfung eingeschlafen. .

Als ich dann gegen Morgen wach wurde, konnte ich erkennen, wo ich mich befand. Bald darauf sah ich im offenen Schrank ein Kleid hängen, fand auch noch ein Hemd und einen Schlüpfer. Und trotzdem alles viel zu klein war zog ich diese Sachen an, denn meine Sachen waren zu naß. Ich mußte das Kleid hinten ungeschlossen lassen, Strümpfe fand ich nicht, und meine waren bis zu Knöchel wie abgeringelt. .

Bald darauf bekam ich auch wieder Russenbesuch. Erst einer, welcher wohl glaubte, das Zimmer ist leer, und als er mich im Bett sah, sofort wieder den Raum verließ. Er kam mit drei Mann wieder, der eine wollte mich erschlagen, aber der Offizier ließ es nicht zu, zeigte auf das Hitlerbild an der Wand, welches mehrere Einschläge hatte, und sagte nur, ich wäre Hitlerfaschist. Ich sagte: "Nein! Ich bin nicht in meinem Quartier", da sagte er : "Komm ,Dein Quartier!" .

Ich mußte vorgehen in meine Wohnung und werde wohl ein schönes Bild abgegeben haben, denn als ich in meine Haus wollte, stand ein Lastwagen davor, und mehrere russische Soldaten trugen gerade meine Vieh geschlachtet ins Auto. Die Soldaten wollten sich totlachen, als sie mich sahen. Danach bedeuteten sie dem Offizier, indem sie sich mit dem Finger vor den Kopf tipten, ich wäre verrückt, und als auch noch vier weibliche Soldaten zukamen, wollten sie mich erschießen. Der Offizier ließ es aber nicht zu. Er fragte mehrmals nach meinem Hals, woher. Ich sagte. "Russische Soldaten, Mann Schwester, Kinder auch." Als er Kinder hörte, war er entsetzt. Ich bat, mit mir zu kommen zum Stall, das wollte er nicht, ich durfte auch nicht hin. Ich bat dann, zum Kommandanten zu können. Damit war er gleich einverstanden schickte einen Soldaten mit. Aber als wir bei Kollatz an der Ecke waren, bedeutetet er mir, die Neustettiner Straße entlangzugehen. .

Auf dem Markt waren schon einige Männer mit Aufräumungsarbeiten beschäftigt. Als ich bei Fleischermeister Albert nass(???) kam, sagte ein russischer Soldat, ich solle dort hineingehen. Kommandatur !Vfn. wurde dann zusammen mit andre Deutschen eingesperrt und nach einigen Tagen nach Neustettin getrieben, wo sie mehrere Verhöre bezüglich ihrer Parteizugehörigkeit über sich ergehen lassen mußten und erneut zahlreichen Belästigungen ausgesetzt war..

Und da ich nirgends organisiert oder in der Partei war, bin ich entlassen. Mußte dann den furchtbaren Weg alleine nach Hause antreten.War fünf Tage unterwegs. In den Wäldern wurden noch immer Partisanen bekämpft; kam ich in eine Dorf und wollte über Nacht bleiben, waren die Häuser zum großen Teil von Polen bewohnt, die ließen keinen Deutschen übernachten. In anderen Häusern waren Tote. Wo Deutsche waren, meldeten sie sich gar nicht aus Furcht, oder es waren mehrere Familien zusammen, trotzdem noch immer dasselbe Bild."Frau, komm" und räubern und plündern. .

Die Polen, die mit den Fuhrwerken unterwegs waren, frugen vom Wagen herunter. "Deitsch oder Polacke?" Sagte man "deutsch","Deitsch nix gut", und zur Bekräftigung gab es mit der Peitsche um die Ohren. In dem Waldrändern irrte hungerndes Vieh umher. Und unzählige Leichen lagen noch immer da.Viele mit zertrümmertem Schädel, den Frauen waren die Röcke hochgeschlagen. Es war genauso grausam als der Einmarsch. .

Als ich in der Nähe von Grabunz war, kamen mir Frauen und Männer aus Bärwalde entgegen, die sollten die Leichen, die die Straßen bedeckten, beerdigen. Von denen erfuhr ich dann, daß am Abend vorher meine Lieben von jenen in meinem Garten beerdigt worden sind. So lange hatten sie gehangen. Da wurde meine Weg noch schwerer. Gleichzeitig, wo man die Beerdigung vorgenommen hat, ist auch mein Haus ausgeplündert worden. Alles in die Kirche zum Abtransport nach Rußland gebracht worden. .

Als ich endlich die Stadt Bärwalde erreicht hatte, waren die Männer und Frauen mit Aufräumungsarbeiten und Beseitigung der Panzersperren beschäftigt. Herr Maars trat an mich heran, der einzige, der mich ansprach und frug mich teilnehmend, was in der Schreckensnacht bei uns los war, denn er war auch bei der Beerdigung zugegen. Die Antwort, die ich gab, habe ich vergessen. Er sagte, ich sollte mich bei Kaufmann Tründelberg, der z.Z. Bürgermeister ist, melden, dann bekomme ich ein Brot. Als ichÕs tat saßen dort(die )Fräulein Tetzlaff, welche sofort entsetzt aufstanden, und das Zimmer verließen. Später sagten sie mir, sie wären in dem Glauben gewesen, ich wäre gestern beerdigt (worden). Man hatte mich mit meiner Schwester verwechselt.

Als ich bei meinem Haus angelangt war, war es aus mit mir. Die Fenster sämtlich entzwei, die Fensterladen und Bekleidungsstücke lagen auf dem Fahrdamm. Der rechte Giebel war zum Teil durch die Bomben zerstört oder zerschossen. Im Haus alles Mobiliar, was nicht vorhanden war, zerschlagen, Tische und Stühle umgeworfen. Was in den Schränken war, lag am Erdboden, dazwischen Wasser und Schmutz. Ich lehnte am Haustürrahmen und wäre am liebsten tot( gewesen). So entdeckte mich Maurermeister Hackbarths Familie. Herr Hackbarth holte mich dann in sein Haus, nachdem er mich frug: " Sind sie Frau N. oder sind Sie es nicht?" Einige Tage danach frugen mich meine Schwägerinnen, Frau Marquardt und Frau Holz, welche mich auf der Straße trafen dasselbe .

Dann rieten Hackbarths, daß ich zum Stadtkommndanten gehen sollte und mich anmelden und meine Nähmaschine und Betten zurückverlangen Meine sieben Stand, Federbetten Uhren Spiegel Sofa Radio usw. waren, wie ich schon schrieb, in der Kirche. Ich hatte Angst vor dem Weg, aber Hackbarths sagten, der Kommandant sei ein gerechter guter Mann. So faßte ich mir eine Herz. .

Die Dolmetscherin trug ihm mein Anliegen vor. Er ließ fragen, wo ich wohne, ich sagte ihm, in dem Haus, wo er gestern meine Angehörigen zur Beerdigung freigegeben hätte. Da frug er mich, wie solches passiert wäre, ich sagte :"Russische Soldaten, halb Zivil, halb Militär, hatten es getan." "Wann gewesen?" Ich sagte:" 4. März gegen Abend." Und als ich weinte, ließ er mir sagen, wenn ich nicht gleich aufhöre, zu weinen, käme ich in den Keller, und er ließe sich nicht mehr sprechen, denn deutsche SS. hätten vier Jahre in Rußland so gehaust. Und Soldaten mit eckigen Mützen wären polnische Soldaten gewesen, ebenfalls die Zivilpersonen. Es wären polnische Partisanen, welche bei Neustettin im Gefangenenlager gewesen sind, am 4. März durch Bärwalde gekommen, die hätte es getan. Meine Nähmaschine könnte ich wiederhaben, wenn ich mich verpflichte, für die Kommandatur, aber nur für diese, zu nähen. Ich willigte ein. Ein Bett bekäme ich nicht, das, und was ich sonst brauche, soll ich mir aus anderen Häusern holen. Und da mein Haus kaputt und verschmutzt ist, soll ich mir eine andere, aber gute Wohnung suchen und dann Bescheid sagen.Ich habe dann die Wohnung von Bürgermeister Stöckmann bei Hackbarths bezogen. Ein Pole, welcher gerade in die Kirche Betten fuhr, brachte eine Nähmaschine dorthin. Derselbe hieß Smuda, hat mir dann öfter Fleisch , Schmalz, und dergleichen gebracht, denn mein Schicksal tat ihm sehr leid. Verpflegung oder Bezahlung bekam ich für meine Arbeit nicht., nur das übliche Brot, alle Woche eins, und hin und wieder zwei Pfund Sirup.Nach zwei Monaten kam die Frau des Kommandanten mit Kind, Da wurde es für mich besser, da bekam ich Verpflegung, und die war auch sehr nett im Gegensatz zu den Dolmetscherinnen. Nach wiederum zwei Monaten wurden die ganze Polziner Straße sowie einige Häuser der Schirlitzstraße Kriegskommandatur. Ich wurde auch an die Kriegskommandatur übergeben, mußte für sie nähen, und da Hackbarths das Haus räumen mußten, zog ich in mein Haus. Das hatte Herr Hackbarth inzwischen wieder einigermaßen hergestellt. .

Jetzt kamen auch die Kongreßpolen in unseren Ort. Ähnlich oder noch schlimmer als die Zigeuner. Total zerlumpt, barfuß gingen sie auf die polnische Bürgermeisterei, holten sich einen Zettel und trieben uns Deutsche aus den Häusern. Bei mir waren sie zweimal, konnten aber nichts mache, da mein Haus für die russische Kommandatur beschlagnahmt war.Ich mußte zu dieser Zeit noch mehrere Frauen beschäftigen. Es waren Frau H.., Fräulein W. Fräulein S. und Frau S. kocht für uns. Wir mußten für das Bataillon, welches, Altdamm stand und bei uns 200 Mann, der sogenannte Stab, nähen. .

Uns gings in der Zeit gut.Wir bekamen dieselbe Verpflegung wie der russische Soldat. Außerdem mußten wie abends den Offizieren noch immer etwas Nettes kochen und hatten dadurch noch Zusatzverpflegung. Gegen etwaige russische und polnische Ausschreitungen wurden wir geschützt, hatten auch Bescheinigungen, daß wir bei ihnen beschäftigt wären. Besonders nett und gerecht war Hauptmann Koslowki. Er sorgte wie ein Vater für uns, wenn wir mit irgendeinem Wunsch uns an ihn wendeten. Und wenn die Polen nicht gewesen wären, hätten wir in dieser Zeit keinen Grund zur Klage gehabt. .

Anders die Bevölkerung, die nicht beim Kommando war, Diesen ist es seinerzeit mehr als traurig ergangen. Die polnische Miliz hauste wie irre, die Polen, die die Häuser belegten, nicht anders. Oft kamen Frauen zu mir und baten, ich möchte es doch der Kommandatur melden. Einmal kam ein Fräulein Minna Schulz, das ganze Gesicht blau geschlagen von ihrem Polen, danach kam sie noch ins Gefängnis. Ich meldete die Sache der GPU, und etwas Abhilfe wurde geschaffen. Die Kaufmannsfrau Manske aus Patzig bat mich um Meldung, sie würde jede Nacht von Russen vergewaltigt, auch ihre alte Schwiegermutter. Der Kommandant sagte mir einige Tage nachdem, es wären Russen, die die Telephonleitungen dort legten. Und so noch mehr Frauen.

Morgens um 7.00 Uhr mußten die Frauen auf dem Marktplatz antreten, dann kamen die Russen und Polen und suchten sich ihre Sklaven aus. Zu den Polen wollten nur wenige. Eher zu den Russen, denn dann bekamen auch die Kinder etwas zu essen, bei den Polen nicht. Hatten die Polen nicht genug Arbeitskräfte abbekommen, ging die polnische Miliz mit Gewehr von Haus zu Haus und ohne Erlaubnis wurde Haus und Stall, ja, selbst der Garten durchsucht, und falls jemand angetroffen wurde, unter Bewachung zur Arbeit getrieben. Haussuchungen mußte man sich Tag und Nacht gefallen lassen.

Ich wurde nun öfters nach den Tätern betreffs meiner Lieben gefragt, ich sagte dann natürlich, daß es die Polen gewesen sind. Hierauf wurde ich mehrmals von Deutschen gewarnt, daß mich die Polen verhaften wollten. Am 5. November 1945 kam dann auch Fr. St. zu Fräulein S. , riefe sie auf dem Flur und sagte ihr, sie hätte gehört, daß ich bestimmt morgen früh von den Polen ins Lager gebracht würde. Ich sagte es dem einen russischen Offizier, er möchte mich doch über die Oder bringen lassen, wie es mir versprochen worden ist, wenn ich gut arbeite. Er sagte, es ging seit drei Tagen nicht mehr. Über dieses hätten seit drei Tagen die Polen zu bestimmen: ich spielte darauf verrrückt, hoffte, daß man mich dann erschießen würde, aber die Russen blieben sehr ruhig.

Abends war unsere Angst sehr groß. -- Margot S. schlief seit Beschlagnahme ihres Hauses vor drei Monaten bei mir - grenzenlos. Um ungefähr 12.00 Uhr klopfte es ans Fenster: "Aufmachen!" Margot hielt mich fest umklammert, wir zitterten beide wie Espenlaub. Es klopfte wieder, ich faßte mir ein Herz, denn es waren vier Schläge, wie mit den Russen verabredet, wenn nachts Arbeit abgeholt wurde, um zu verladen. Und, o Wunder, es waren die russischen Offiziere.

(Sie) sagten mir, ich solle schnell mein Bett und etwas Kleidung einpacken, morgen früh zehn Minuten vor 8.00 Uhr kommt ein russisches Auto, bringt mich mach Müncheberg bei Berlin ins Lager. Sie hätten Erkundigungen eingezogen, um 8.00 Uhr wollen mich die Polen holen. Margot dürfe niemand, auch keinem Deutschen, die Wahrheit sagen, soll sagen. Frau N Greifenberg, neue Schneiderstube.

Bald nach 7.OO Uhr am 6.November fuhr ein russisches Sanitätsauto vor, sechs GPU-Soldaten drin, und los ging mit mir die Fahrt. Da unterwegs noch Brücken und Straßen ausgemessen wurden, war ich nach zwei Tagen in Küstrin und wurde in Manschow abgesetzt. Meine Frauen sowie Familie St. wurde Anfang Februar über die Oder gebracht. Allerdings vorher vollkommen ausgeplündert.

Abschließend trägt Vfn. noch Angaben über einzelne Erlebnisse nach.